Unternehmen wie SAP, Google und die Deutsche Telekom haben 2018 grundlegende Leitlinien vorgestellt, wie ihre Unternehmen mit künstlicher Intelligenz (KI) umgehen möchten und wie nicht. Herausgekommen ist ein starkes Bekenntnis darüber, was KI kann und soll, und insbesondere auch darüber, was es nicht soll. Nach dem Versprechen von KI als Allheilmittel und einem Lobgesang auf die technischen Errungenschaften in der KI-Forschung beobachtet der BVDW momentan einen Umschwung der Diskussion.
Ängste tauchen auf
Bestimmte bisher die Darstellung von KI-Leuchtturmprojekten die Debatte, wurde die öffentliche Diskussion im Jahr 2018 insbesondere von befürchteten negativen Auswirkungen auf die Bürger und den Ängsten vor dem eigenen Job- und Kontrollverlust geprägt. Es geht nicht mehr darum, was rein technisch mit KI möglich ist, sondern darum, was konkret KI nicht können soll.
Unternehmen der Digitalen Wirtschaft sind Vorreiter
Unternehmen der Digitalen Wirtschaft prägen diese Diskussion maßgeblich, da sie KI-Anwendungen wie z. B. Chatbots schon vor dem Hype um KI in einer breiten Praxis eingesetzt haben. Wir müssen darüber sprechen, auf welchen grundsätzlichen Annahmen und Leitlinien KI beruhen soll, damit Ängste der Bevölkerung und Sorgen der Politik mit wirtschaftlichen Interessen im Einklang stehen und KI für Deutschland eine Schlüsseltechnologie im internationalen Gefüge wird.
Differenzierte Meinungsbildung nötig
Als Stimme der Digitalen Wirtschaft stellt sich auch der BVDW die Frage, was KI genau ist, wie weit KI gehen darf und soll. Einerseits gilt es, die Faszination von gelungenen und sinnstiftenden KI-Anwendungen wie beispielsweise im Bereich der Krebsdiagnose aufrechtzuerhalten. Andererseits steht die Branche vor der Herausforderung, eine differenzierte Meinungsbildung in der Öffentlichkeit zu begleiten. Regulatorische Bestrebungen aus Brüssel und Berlin sollten wirtschaftliche Erfolgsgeschichten nicht beschränken.
Ziel ist, den Wirtschaftsstandort zu stärken
Eine differenzierte Herangehensweise und eine transparente Kommunikation mit der Öffentlichkeit sind hier von großer Bedeutung. KI-Expert:innen aus den 25 Arbeitskreisen des BVDW haben sich branchenübergreifend auf acht Leitlinien geeinigt, die der BVDW für einen langfristigen Umgang mit KI in Wirtschaft, Forschung, Politik und Gesellschaft für maßgeblich hält. Ziel ist es, den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken und Deutschland zu einem der Vorreiter bei KI zu machen. Im Folgenden werden die “Acht Leitlinien für künstliche Intelligenz” des BVDW aus Sicht der Digitalen Wirtschaft im Überblick dargestellt, mit der Möglichkeit, auf die gesamte Studie zugreifen zu können.
Die acht Leitlinien im Überblick
- KI ist ein wirtschaftlicher Wettbewerbsfaktor – als Schlüsseltechnologie wird die Digitalbranche KI in der Entwicklung von neuen Geschäftsmodellen mit einbeziehen. Dazu müssen Unternehmen der Digitalen Wirtschaft konkrete Anwendungsfelder für KI identifizieren.
- KI liefert einen Beitrag zur Lösung gesellschaftlicher Probleme – die Digitale Wirtschaft wird diesen notwendigen Diskurs begleiten und moderieren. Dazu müssen Wirtschaft, Politik und Gesellschaft gleichgestellt in den Diskurs mit einbezogen werden.
- Die Digitale Wirtschaft in Europa muss geschlossen agieren, um nicht abgehängt zu werden – die Implementierung von KI erfordert eine europaweite Denkweise. Damit die Europäische Union geschlossen agieren kann, muss Deutschland als starkes Mitglied der EU vorangehen.
- Die Autonomie und Entscheidungsfreiheit der Bürger muss gewährleistet werden, um Vertrauen zu schaffen – die Digitale Wirtschaft sieht sich in der Pflicht, ihre datengetriebenen Modelle darauf auszurichten. Daher muss deutlich werden, welche Daten bei einer KI mit welcher Intention verwendet werden.
- KI hat das Potenzial, die Wirtschaft zu disruptieren – für ihren Durchbruch ist das Klären ethischer Grundsatzfragen eine zwingende Voraussetzung. Dazu bedarf es der gesamtgesellschaftlichen Erarbeitung klarer Leitlinien.
- Ein Durchbruch der KI wird den Arbeitsmarkt verändern – die Digitale Wirtschaft wird KI nutzen, um neue Berufe im Arbeitsmarkt zu etablieren. Dazu bedarf es einer stärkeren Flexibilisierung des Arbeitsmarktes.
- Der Aufbau von qualifizierten KI-Fachkräften in Deutschland und Europa hat Priorität – die Digitale Wirtschaft trägt mit passenden Rahmenbedingungen ihren Teil dazu bei. Zusätzlich müssen dazu bestehende Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten angepasst und flexibilisiert werden.
- Daten sind die Treiber der KI – die Digitale Wirtschaft setzt sich ein für angemessene regulatorische Rahmenbedingungen, um die Implementierung von KI auf breiter Basis zu ermöglichen. Datentöpfe müssen geöffnet werden, um Daten nutzbar zu machen und somit der KI zum Durchbruch zu verhelfen.