In Davos ist was los. Militärhelikopter kontrollieren den Luftraum und bringen die globale Elite in den Schweizer Nobelskiort. Rund 3.000 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft sind beim Jahrestreffen des Weltwirtschaftsforums (WEF) dabei, um die wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft zu diskutieren.
“Das Treffen findet statt zu einer Zeit, in der die Welt einer Vielzahl von Krisen ausgesetzt ist, was die Notwendigkeit des Dialogs nur noch verstärkt”, betonen die Organisatoren des World Economic Forum (WEF) rund um Präsident Borge Brende und WEF-Gründer Klaus Schwab. ” Das Leitthema der Konferenz :„Kooperation in einer fragmentierten Welt“.
Die Gästeliste: Ein paar Staatschef:innen fehlen
Viele hochrangige Gäste bleiben dem Weltwirtschaftsforum fern. So wird weder US-Präsident Biden in Davos sein noch Vizepräsidentin Kamala Harris oder Außenminister Anthony Blinken. Auch der chinesische Premier Xi Jinping reist nicht an. Der einzige Regierungschef aus dem Kreis der großen Wirtschaftsnationen (G7), der in Davos dabei sein wird, ist Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) kommen ebenfalls. Natürlich sind Christine Lagarde, Präsidentin der EZB, und Ursula von der Leyen, Präsidentin der EU, vertreten.
Die umstrittenen Vertreter der autokratischen Staaten, von der Türkei über Argentinien und Russland, um nur die wichtigsten zu nennen, fehlen. Kritische Dialoge oder gar Konsensansätze werden dadurch nicht möglich sein. Gleichwohl möchten die Initiatoren nicht mehr primär von oben herab, sondern mehr „bottom-up“ diskutieren, sagte Klaus Schwab gleich zu Beginn. Deshalb kann die interessierte Öffentlichkeit derzeit virtuell und live die Vorträge und Diskussionen verfolgen.
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski wird zugeschaltet und nimmt so am Treffen teil. Dabei geht es ihm neben der militärischen Unterstützung sicher auch um einen Blick in die Zukunft: dem Wiederaufbau seines Landes.
Auch wenn manche Respräsentant:innen fehlen: Dieses Jahr werden mehr als 600 Vorstandsvorsitzende sowie 52 Staats- und Regierungschefs erwartet – so viele wie noch nie.
Das Neue: Ein Dorf im Metaverse
Schon bei der Eröffnung stellte das WEF, vertreten durch Klaus Schwab und den Manager des Forums Adrian Monck, das sogenannte „Collaboration Village“, eine offene Plattform im Metaverse vor. Julie Sweet (CEO von Accenture) und Brad Smith (CEO von Microsoft) waren mit dabei. Gemeinsam wollen sie dieses Projekt, das dem Metaverse des Rivalen Meta/Facebook sehr ähnlich ist und das sie vor Kurzem gestartet haben, für „Consumer, Enterprise and Industry“ mit Milliarden Investments unter dem Dach des WEF weiterentwickeln.
Bild: Accenture
Siehe hierzu: Das Collaboration Village
Die Themen: Von Geopolitik über Klimaschutz zur Digitalisierung
Die Themen Geopolitik, Globale Wirtschaft, Klimaschutz und Technologie werden mit einer riesigen Zahl von internationalen Speakern diskutiert. Es fällt auf, dass unter den Experten und Expertinnen kaum Europäer oder auch Deutsche vertreten sind.
Ein zentrales Thema gleich zu Beginn des Treffens heißt “De-Globalization or Re-Globalization”. Übereinstimmung herrscht, dass die Re-Globalization nur ansatzweise funktioniert und die De-Globalization auf Grund der gewaltigen Probleme der Welt nicht realistisch ist. Zu verstrickt und komplex ist der Sachverhalt.
Das Fazit: Je größer die Krise, desto mehr Davos
Die Bewertung des 53. WEF ist auch dieses Jahr durchwachsen. Rund 300 WEF-Kritiker:innen marschierten nach Davos. Ihr Hauptvorwurf: Das WEF tue nichts gegen die Klimakrise. Sandra Navidi, Buchautorin und Gründerin des New Yorker Analysehauses Beyond Global sagt: “Es gibt Demonstrationen und Verschwörungstheorien. Doch Totgesagte leben länger”. Aber, so Navidi, je größer die Krisen, desto größer sei der Bedarf an Events, die Vordenker:innen und Entscheider:innen zusammenzubringen. Gerade jetzt würden Manager:innen wissen wollen, wie sich Unternehmen zukunftssicher aufstellen können.
Gut zu wissen, dass neben 100 Milliardär:innen auch die Klimaaktivistin Luisa Neubauer in Davos erwartet wird. Denn neben aktiver Kollaboration braucht die Welt dieser Tage sicher auch eine Prise Geld und Idealismus. Sonst werden wir die komplexen Herausforderungen dieser Zeit nicht meistern.