Die Friedenspreisträgerin 2024 Anne Applebaum hält anlässlich der Verleihung des diesjährigen Friedenspreises des Deutschen Buchhandels in der Frankfurter Paulskirche eine eindringliche Rede über die aktuelle politische Lage. Sie beginnt mit einem besonderen Lob an die russische Historikerin Irina Scherbakowa, die sich seit Jahrzehnten der Aufarbeitung der stalinistischen Gulag-Verbrechen widmet.
Applebaum beleuchtet die Parallelen zwischen der sowjetischen Besetzung Osteuropas im Zweiten Weltkrieg und der Annexion der Krim durch Russland im Jahr 2014. Sie beschreibt, wie diese historischen Muster, insbesondere die Zerstörung demokratischer Strukturen und die „Russifizierung“ der besetzten Gebiete, heute wiederholt werden. Besonders betont sie die Brutalität der russischen Besatzung in der Ukraine seit 2022, die Folter, Zwangsumsiedlungen und die Entführung von Kindern beinhaltet.
Sie warnt vor der weiteren Ausbreitung totalitärer Systeme und sieht in der russischen Aggression gegen die Ukraine nicht nur einen Angriff auf die Ukraine selbst, sondern auf die Werte der gesamten demokratischen Welt. Applebaum kritisiert westliche Pazifisten, die, ähnlich wie in den 1930er-Jahren, durch ihre Forderung nach Frieden ohne Widerstand eine aggressive Diktatur unterstützen. Sie erinnert an historische Persönlichkeiten wie Thomas Mann, George Orwell und Carl von Ossietzky, die den Pazifismus als Appeasement entlarvten, wenn er auf Kosten der Freiheit geht.
Wörtlich sagt sie: „Heute stehen wir vor der größten Herausforderung für unsere Werte und Interessen zu unseren Lebzeiten, und die demokratische Welt schwankt.“
Abschließend appelliert sie an die europäischen Demokratien, insbesondere an Deutschland, Verantwortung zu übernehmen und die Ukraine aktiv zu unterstützen. Der Kampf gegen die russische Aggression sei auch ein Kampf für die Demokratie und die freiheitlichen Werte Europas.
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