ANUGA 2025: Ein ganzheitlicher Wandel der Ernährungsindustrie

Die ANUGA 2025 machte unmissverständlich deutlich, dass die Lebensmittelbranche an einem Wendepunkt steht. Verbraucher fordern Produkte, die gesund, nachhaltig, funktional und zugleich genussvoll sind. Hersteller müssen ihre Innovationsstrategien ganzheitlich ausrichten – von der Rohstoffauswahl über die Verpackung bis zur Markenkommunikation. Siehe hierzu: Produktneuheiten.

Die Messe zeigte eindrucksvoll, wie stark sich die Lebensmittelbranche in Richtung Nachhaltigkeit, Innovation und bewussten Konsum entwickelt. Die Besucher konnten in zehn thematisch klar gegliederten Fachmessen aktuelle Marktentwicklungen erleben – von Getränken und Tiefkühlkost über Fleischalternativen bis hin zu Feinkost und Technologie. Dabei kristallisierten sich sechs zentrale Trendfelder heraus, die sowohl für Produzenten als auch für Handel und Konsumenten von entscheidender Bedeutung sind.

  1. Pflanzliche Vielfalt jenseits von Ersatzprodukten
  2. Personalisierte Ernährung, Gesundheit und Funktionalität
  3. Clean Label, Transparenz und Verantwortung
  4. Genuss bleibt König
  5. Nachhaltigkeit als Standard, nicht mehr als Zusatz

Im Einzelnen:

  1. Pflanzliche Vielfalt jenseits von Ersatzprodukten

Einer der sichtbarsten und wichtigsten Trends auf der ANUGA 2025 ist die Weiterentwicklung der pflanzenbasierten Ernährung. Während pflanzliche Produkte in vden vergangenen Jahren häufig als Ersatz für Fleisch, Milch oder Käse verstanden wurden, betonen Hersteller inzwischen zunehmend deren Eigenständigkeit. Die pflanzenbasierte Küche wird nicht mehr nur als Alternative, sondern als eigenständige kulinarische Richtung gesehen. 

Zahlreiche Aussteller präsentierten neue Rohstoffe und Herstellungsverfahren, die geschmacklich und funktional überzeugen. Besonders im Fokus standen Produkte aus Lupinen, Fava-Bohnen, Cashews, Algen oder fermentierten Pilzen. Beispiele wie fermentierter Cashew-Camembert, vegane Lachs- und Thunfischalternativen oder pflanzliche Ei-Ersatzprodukte zeigen, wie vielfältig diese Entwicklung inzwischen ist. Der Trend geht klar in Richtung Eigenprofil statt Imitation – pflanzliche Lebensmittel sollen Genuss, Nachhaltigkeit und Innovation verbinden, ohne sich zwingend an tierischen Vorbildern zu orientieren.

  1. Personalisierte Ernährung, Gesundheit und Funktionalität

Ein zweiter Megatrend betrifft die Individualisierung der Ernährung. Immer mehr Verbraucher möchten Nahrungsmittel, die nicht nur gut schmecken, sondern auch gezielt positive Wirkungen auf Gesundheit, Leistungsfähigkeit oder Wohlbefinden haben. Diese Entwicklung spiegelt sich in der wachsenden Zahl funktionaler Produkte wider – etwa probiotische Getränke, proteinangereicherte Brote, Adaptogen-Smoothies oder Snacks mit Inhaltsstoffen zur Stressreduktion.

Einige Hersteller präsentierten Lebensmittel, die gezielt auf die persönliche Lebenssituation oder den individuellen Stoffwechsel zugeschnitten sind. Sensorische Innovationen und digitale Tools könnten künftig eine größere Rolle spielen, um Konsumenten passgenaue Ernährungskonzepte anzubieten. Die ANUGA machte deutlich, dass Ernährung immer stärker mit Gesundheit und Lebensstil verschmilzt, wobei Genuss und Funktion nicht länger Gegensätze darstellen.

  1. Clean Label, Transparenz und Verantwortung

Parallel zu diesen Entwicklungen wächst der Anspruch an Nachhaltigkeit, Klarheit und Ehrlichkeit. Der sogenannte Clean-Label-Trend steht für Produkte, die möglichst wenige, natürliche und verständliche Zutaten enthalten. Viele Marken nutzen QR-Codes oder Blockchain-basierte Systeme, um die Herkunft ihrer Rohstoffe nachvollziehbar zu machen. Auch das Thema Upcycling wurde vielfach aufgegriffen – etwa durch Snacks aus Kakaoschalen, Reste von Fruchttrester oder Nebenprodukten der Ölherstellung.

Ein zentrales Motiv ist dabei das Vertrauen der Konsumenten: Sie möchten wissen, woher ihre Produkte stammen, wie sie verarbeitet wurden und welchen ökologischen Fußabdruck sie hinterlassen. Regionale Wertschöpfung, kurze Transportwege und transparente Lieferketten werden zunehmend zu Kaufargumenten. Hersteller, die glaubwürdig kommunizieren und Verantwortung übernehmen, können sich in diesem Bereich deutlich differenzieren.

  1. Genuss bleibt König

Trotz des starken Fokus auf Gesundheit und Nachhaltigkeit zeigte die ANUGA 2025 deutlich: Der Genuss bleibt das Herzstück der Lebensmittelbranche. Geschmack, Textur und Erlebnis spielen nach wie vor eine zentrale Rolle für den Markterfolg eines Produkts. Besonders auffällig war die kreative Vielfalt an Geschmacksrichtungen – von Cold Brew-Getränken mit Tonkabohne oder Yuzu bis zu außergewöhnlichen Kombinationen aus süß, sauer und umami.

Viele Hersteller setzen auf handwerkliche Qualität, Premiumzutaten und authentische Rezepturen. Dabei verschmilzt die Grenze zwischen Alltags- und Genussprodukten zunehmend: Auch gesunde Snacks, pflanzliche Alternativen oder funktionale Lebensmittel sollen emotional ansprechen und Erlebniswert bieten. Der Trend lautet daher: bewusst genießen, statt sich zwischen Gesundheit und Geschmack entscheiden zu müssen.

  1. Nachhaltigkeit als Standard, nicht mehr als Zusatz

Während Nachhaltigkeit früher als Zusatznutzen galt, ist sie heute eine grundsätzliche Erwartungshaltung. Für Konsumenten ist sie selbstverständlich – für Unternehmen eine Verpflichtung. Auf der ANUGA 2025 wurden zahlreiche Initiativen vorgestellt, die sich mit ressourcenschonender Produktion, alternativen Rohstoffen und umweltfreundlicher Verpackung beschäftigen.

Beispiele sind Kakao-Alternativen aus Carob, Lupinenkaffee oder Milchprodukte aus lokal angebauten Hülsenfrüchten. Nachhaltigkeit betrifft jedoch nicht nur die Produktseite, sondern auch soziale Aspekte wie faire Arbeitsbedingungen, regionale Partnerschaften oder CO₂-neutrale Lieferketten. Viele Aussteller präsentierten Strategien, mit denen sie ihre Klimabilanz verbessern oder Kreislaufwirtschaftskonzepte implementieren.

  1. Eigenmarken als Innovationsmotor

Ein oft übersehener, aber wachsender Trend betrifft den Einfluss der Handelsmarken. Händler-Eigenmarken entwickeln sich zunehmend zu eigenständigen Innovations- und Qualitätsmarken. Die ANUGA 2025 zeigte, dass insbesondere große Handelsketten ihr Profil über nachhaltige, vegane oder funktionale Eigenmarken schärfen. Damit verschieben sich Innovationsimpulse von klassischen Markenherstellern hin zum Handel, der über direkten Kundenzugang und Datenanalyse Trends schneller aufgreifen kann.

Für Hersteller bedeutet das sowohl Herausforderung als auch Chance: Kooperationen mit dem Handel, Co-Branding und agile Innovationsprozesse werden an Bedeutung gewinnen. Eigenmarken fungieren immer häufiger als Testfeld für neue Ideen, bevor diese in breitere Marktsegmente übertragen werden.

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AUTOR/-IN

HN-Redaktion