Green New Deal und Modern Monetary Theory: Ist das die Zukunft?

Ein radikaler Wegweiser für verantwortliches Handeln

Großartiges und durchaus Bedenkenwertes kommt aus den USA. Die Demokratin Alexandria Ocasio-Cortez, die jüngste Abgeordnete im US-Kongress hat kürzlich ein 14-seitiges Papier mit dem Titel “Green New Deal” vorgelegt, das für beachtliche Aufmerksamkeit, ja sogar Aufruhr sorgte. Die wesentlichen Punkte darin sind:

  • Innerhalb von zehn Jahren sollen jegliche Treibhausgas-Emissionen aus Bereichen wie Elektrizität, Transport und Landwirtschaft beseitigt sein.
  • Jeder Bürger, der einen Job will, soll ihn erhalten. Der Staat soll dies garantieren. Der Verdienst soll ein menschenwürdiges Leben ermöglichen.
  • Kartelle und Monopolstrukturen sollen aufgelöst werden, wenn nötig zerschlagen werden.

Finanzierung? Die “Modern Monetary Theory” könnte es möglich machen.

Um die Finanzierung eines so gewaltigen Vorhabens darzustellen bedarf es eines grundlegenden Wandels der Finanz- und Geldpolitik des Staates. Die Urheber des revolutionären Papiers von Ocasio-Cortez und ihren Mitautoren wecken die bereits vor ca. 25 Jahren bereits erdachte “Modern Monetary Theory” (kurz MMT genannt) zurück. Sie besagt, vereinfacht ausgedrückt, dass jeder Staat mit eigener Währung seinen Banken über ein Guthaben bei der Zentralbank Geld zur Verfügung stellen kann. Der Staat kann nun dieses Geld verwenden, um Wertschöpfung zu generieren. Er kann mit dem Geld öffentliche Projekte finanzieren, damit Aufträge vergeben und Arbeitsplätze schaffen. Die Entkoppelung vom Gold ist ja längst Realität. Die Koppelung an die Wertschöpfung tritt an seine Stelle und verhindert dadurch inflationäre Tendenzen.

Paradiesische Zukunft? Nein, knallhartes Umdenken

Dies klingt, wie der Eintritt in ein Paradies. In Wahrheit ist es lediglich die konsequente Fortsetzung des bisherigen Denkens. Denn schon jetzt geben die Banken das Geld, das sie von den Zentralbanken und Privaten erhalten als Kredite heraus. Deren Werthaltigkeit wird durch die Bonitätsprüfung bzw. durch ein Ratingsystem sichergestellt.

Das “neue Denken”, das die MMT nun wieder in den Mittelpunkt rückt, ist die Tatsache, dass der Konzentrationsprozess in der globalen Wirtschaft in zunehmendem Tempo voranschreitet und die ökonomischen Entscheidungen sich primär an den Interessen von immer wenigern Kapitaleignern und deren Profitorientierung ausrichtet. Die Folge: Nicht nur die Vermögensschere geht auseinander, sondern auch die Einkommensschere. Eine wenige verdienen weit mehr als sie zum guten Leben brauchen, die Mehrzahl verdient gerade so viel, um sich über Wasser zu halten. Auch das öffentliche Interesse rückt mehr und mehr aus dem Blickfeld.

Der inzwischen rasant gewordene Klimawandel und die zaghafte Orientierung an nachhaltiger Produktion und nachhaltiger Lebensgestaltung zeigen dies deutlich auf. An Donald Trump ist dies sogar an einer Person mit beachtlichem positiven Gewicht festzumachen. Es ist durchaus festzustellen, dass ein Umdenken in Politik und Wirtschaft begonnen hat. Der ökologische Prozess zwingt zu schnellem Handeln. Der ökonomische Prozess zu einer verstärkten Aktivität des Staates.

Die Prognose: Es sieht nicht gut aus

Die Prognose für die Zukunft lautet: Der Staat muss sich professioneller aufstellen. Mithilfe der künstlichen Intelligenz und Poltikern, die damit umzugehen wissen, sollte dies möglich sein. Die Wirtschaft muss das Denken in Märkte unter ökologischer und gesellschaftlicher Sicht fördern. Das Festhalten an vorwiegend kapitalistischen Strukturen führt zur Zunahme von Monopolen, Diktaturen und letzten Endes zu brasilianischen Verhältnissen weltweit. Die Natur leidet und die Zukunft unserer Kinder und Enkel wird massiv darunter leiden.

Mutig die Strukturen ändern

Wir müssen deshalb unsere Strukturen verändern. Der mutige Schritt, den der junge US-amerikanische Popstar gewagt hat, bedarf nicht nur höchster Beachtung. Er fordert zum Nach- und Überdenken auf. Im Business und im Privaten.

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AUTOR/-IN

Dr. Peter Braun | Herausgeber

Dr. Peter Braun ist auch Leiter des Kognos Instituts, das sich mit der Trend- und Zukunftsforschung und dem Zukunftsmanagement beschäftigt.